vorher
Eingangsbereich, 2004
nachher
Eingangsbereich, 2012

Der Geschichtsort

Als 2001 die Mitglieder des Heimatvereins Dingden e.V. mit der Sanierung des Humberghauses begannen, konnten sie nicht erahnen, welch unentdeckter Lebensraum sich hier finden würde. Das Haus stellt für die Denkmalpflege einen seltenen Glückfall dar.
Die Bewohner und Besitzer haben nach 1941 kaum Bauverän-
derungen vorgenommen – so haben sich viele authentische Details aus der Wohn- und Nutzungsgeschichte des Hauses und des jüdischen Lebens in Dingden erhalten. 

Zu den beeindruckendsten Funden zählen das Lesesteinpflaster des Vorgängerbaus mit den Initialen „J N“, das an den Erbauer Jakob Nienhaus erinnert; die Darre für das Bierbrauen, die wahrscheinlich dem ersten jüdischen Bewohner des Dorfes, Simon Cohen, gehörte; und eine sehr selten erhaltene Privatmikwe – ein jüdisches Ritualbad. Auch ehemalige Farbfassungen und Wandornamente konnten sichtbar gemacht werden. 

Der Heimatverein Dingden e.V. gab das ursprüngliche Projekt, das Haus als Erweiterung des benachbarten Heimathauses zu nutzen,
auf und ließ eine lebendige Gedenkstätte zur Geschichte des jüdischen Lebens in Dingden entstehen. 

Dank der Unterstützung des Landschaftsverbands Rheinland, der NRW-Stiftung und der Bezirksregierung Düsseldorf, sowie der Beratung durch das LVR-Amt für Bodendenkmalpflege konnten die Renovierungsarbeiten 2010 beendet werden. Die aufgedeckten Details wurden fachgerecht renoviert und teilweise ergänzt. Sie laden die Besucher ein, sich in die Atmosphäre des Hauses um 1940 einzufüh-
len und stellen somit den zentralen Aspekt des Vermittlungskonzepts dar.

Hinweis zu Fotografien

  • Wandmalereien im Eingangsflur (ahmen Marmor in unterschiedlichen Grüntönen nach. Zeitlich passen sie zum dunkelgrünen Wandanstrich mit den dekorativen Kassettenfeldern im Manufakturwarenladen)
  • Grüner Anstrich in der Metzgerei (der glänzende grüne Anstrich ist exakt 2 Meter hoch – wie es die 1884 verschärften Hygienevorschriften für eine Schlachterei verlangten)
  • Hängevorrichtung in der Metzgerei
  • Lesesteinpflaster mit Initialen „J“ (akob) „N“(ienhaus)
  • Privatmikwe
  • Zeitungsreste an der Wand der Upkamer, die als Untergrund und Isolierung für die Tapeten dienten. Datierung 1930er Jahre
  • Abdruck einer Mesusa, u.a. im letzen Raum (Das hebräische Wort bedeutet Türpfosten und bezeichnet eine kleine Kapsel am Türpfosten, die einen Textauszug aus dem 5. Buch Mose enthält. Eine Mesusa ist immer etwas schräg zum Raum angebracht. Eine Erklärung hierfür ist, dass nur Gott die Dinge ganz richtig (gerade) machen kann, nicht aber die Menschen, deren Handlungen immer unvollständig (schief) bleiben.