HUMBERG URURENKELIN IN DINGDEN

Eine Nachfahrin der jüdischen Familie Humberg hat am Mittwoch das Humberghaus und weitere Wohnorte der Familienmitglieder besucht. Die 16-jährige Jocelyn Terhoch ist die Ururenkelin von Frieda Humberg, die Adolf Terhoch heiratete. 1937 emigrierte das Paar zunächst in die Niederlande und 1939 nach Kanada. Dort lebt Jocelyn Terhoch mit ihrer Familie in Brandon in der Provinz Manitoba. 

Die Schülerin kam in Begleitung ihrer spanischen Gastfamilie. Denn: Im vergangenen Jahr war Laura Gil aus Madrid für zehn Monate zum Schüleraustausch bei den Terhochs. Nun nutzt Jocelyn die Sommerferien für einen Gegenbesuch und ist mit den Gils auf Europareise.

Es sei die Idee von Großvater Marvin Terhoch gewesen, dass seine Enkelin einen Abstecher nach Dingden macht, berichtete Hildegard Kösters vom Heimatverein, die als Dolmetscherin fungierte. Marvin Terhoch war 2012 in Dingden gewesen und hatte damals einen von Frieda Humberg handgearbeiteten Kissenbezug mit ihren Initialen FH mitgebracht. Nun hatte er seiner Enkelin einen weiteren Kissenbezug mitgegeben, den Frieda nach ihrer Hochzeit mit dem Händler Adolf Terhoch aus Drensteinfurt gefertigt haben muss, denn er trägt die Initialen FT. Sowohl Frieda als auch ihre Mutter Rosalia Humberg betrieben Textilgeschäfte, die sich auf Aussteuerware spezialisiert hatten.

Der Großteil ihrer Familie väterlicherseits lebe in Winnipeg, berichtet Jocelyn Terhoch. Die Großstadt liegt rund 200 Kilometer östlich der 50 000-Einwohner-Stadt Brandon. Ihre Verwandten träfen ihre Eltern und sie an den jüdischen Feiertagen. Dann werde auch über die Vergangenheit gesprochen. Von den Holocaust-Überlebenden der Familie Humberg habe sie aber nur noch ihren Urgroßvater Kurt Terhoch (1921-2006), einen der Zwillingssöhne von Frieda und Adolf, kennengelernt. „Er war der Vater meiner Großmutter“, sagt Jocelyn.

Von den Schicksalen der Familienmitglieder berichtete Ulrich Bauhaus vom Heimatverein Dingden anhand des Familienfotos von 1932, das anlässlich der goldenen Hochzeit von Rosalia und Abraham Humberg gemacht worden ist. Und er zeigte die Ausstellung im Humberghaus. Anschließend ging es für die Reisegruppe weiter nach Ramsdorf, Velen, Borken und Winterswijk zu weiteren Wohnorten der Familie Humberg.

Auch die spanischen Gäste zeigten sich beeindruckt: „Diese Familiengeschichte hat mein Herz berührt. Ich bin sehr dankbar, dass sie her sein kann“, sagte Jocelyns Gastmutter Marina Crido, die die junge Kanadiern mit ihrem Mann Daniel Gil, ihren drei Kindern und einer Freundin der Söhne begleitete. Während die Erwachsenen im Dingdener Pfarrhaus übernachteten, wurden die fünf jungen Leute von Familie Kösters beherbergt.