Pater Elpidius Markötter
Foto: Erwin Pottgiesser

VORTRAG über PATER ELPIDIUS MARKÖTTER

Im folgenden wird der Bericht der Rheinischen Post vom 29.01.2017 wiedergegeben:

HAMMINKELN.   Gastredner Hermann Schmitz sprach über seinen Onkel Pater Elpidius. Und darüber, wie grausam die Hitler-Diktatur selbst mit Geistlichen umging.

Als „guter Hirte“ verstand er sich, als Kümmerer für die Menschen. Und das zu einer ganz brisanten Zeit, in der in Deutschland das öffentliche Leben von Gewalt, Hetze, Ausgrenzung und Verfolgung geprägt war – während der zwölfjährigen Hitler-Diktatur. Sein Name: Josef Markötter, in Gemeindekreisen besser bekannt als Pater Elpidius. Ein Priester mit Leib und Seele, der die Ungerechtigkeiten im verbrecherischen NS-Staat aus Überzeugung verabscheute, selbst in den schwierigsten Lebenslagen.

Für den Dingdener Heimatverein ein Grund, diesen Mann mit einem Vortrag zu würdigen. Dazu lud der Verein den Neffen Markötters, Hermann Schmitz aus Bocholt, ins Heimathaus ein. Schmitz brachte Geschichten aus dem Leben eines Mannes mit, der nur 31 Jahre alt wurde und wegen seiner Gesinnung sterben musste. Es war der Lebensweg des Paters, der das nachdenklich gestimmte Publikum fasste.

Geboren am 8. Oktober 1911 in Südlohn, wuchs im Münsterland eine beeindruckende Persönlichkeit heran. In frühem Alter engagierte sich Markötter bereits bei den Messdienern, um seinem Berufswunsch Priester näher zu kommen. Diese Aufgabe verkörperte er später auch mit großer Begeisterung, wie Hermann Schmitz zu berichten wusste.

Bruderschaft mit den Juden

Die NS-Politik war dem Geistlichen aber schon immer ein Dorn im Auge. Originaldokumente belegen, dass ihn „Heuchelei und Verlegenheit der Nazis“ maßlos ärgerten. Er erkannte früh die Heilsbedeutung der Juden und sprach sich öffentlich zur Bruderschaft mit den von den Nationalsozialisten verhassten „Feinden“ aus. „Ihm war bewusst, dass Christen und der Nationalsozialismus nicht zusammen passen“, erklärte Schmitz.

Das Gebot der Nächstenliebe verstand der Franziskaner wie kein zweiter. Daher auch sein Einsatz für andere Völker und politisch Verfolgte. In seiner Predigt vom 20. Mai 1940 teilte er seiner Warendorfer Gemeinde mit: „Bruder ist uns der Italiener, der Japaner, Bruder auch der Engländer, der Pole, der Jude“. Worte, die gegen die Ideologie der Hitler-Regierung verstießen. Und so drohte Verwicklung, zumal ihn eine 17-Jährige bei der Gestapo anschwärzte.

Das letzte Kapitel im KZ Dachau

Für ihn endete die Angelegenheit in mehrfacher Gefangenschaft – sogar in Konzentrationslagern. Im Januar 1941 war das, in Sachsenhausen, dort wo er Tyrannei und Schikane hautnah miterlebte. Neun Monate später dann sein letztes Kapitel – als Insasse im KZ Dachau. Unterernährt trat der Geistliche die schwere Reise an.

Elpidius war bei schlechter Gesundheit, wurde immer schwächer, war den Belastungen nicht gewachsen. Er litt unter dem Appellstehen und der Plantagenarbeit. Hilflos musste Markötter mit ansehen, wie andere Insassen totgeprügelt wurden. „Ein Menschenleben galt aus der Sicht der Nazis nichts. Man kann sich die Grausamkeit nicht schlimm genug vorstellen“, erläuterte der Neffe.

Zu seinen Liebsten konnte der „totale Familienmensch“ kaum Kontakt pflegen – wenn, nur über Briefe. Für ihn stellte sich dies als Problem dar, lag ihm die Heimat doch sehr am Herzen. Nicht weniger belastend der fehlende Anschluss zum Orden. In den Händen seiner KZ-Mitbrüder starb Elpidius Markötter am 28. Juni 1942 – der Krieg sollte noch nicht vorbei sein.