HISTORISCHER KRUG / NEUES EXPONAT IM HUMBERGHAUS

Leopold Humberg erhält am 14. Juli 1941 die Aufforderung durch die Polizei sein Haus bis zum 15. Juli 1941 bis 12.00 Uhr zu verlassen. Hiervon muss Adelheid Bußkönning etwas erfahren haben. Sie ist im Haushalt des Bäckers Franz Belting beschäftigt und damit Nachbarin der Humberges. Leopold sagt ihr, dass er keine Behältnisse habe um seine Sachen einzupacken. Adelheid Bußkönning organisiert etwas. Sie geht zu Johann Kruse, der schräg gegenüber von Belting ein Haushaltswarengeschäft betreibt. Johann Kruse, während der Kindheit erblindet, ist ein guter Freund von Leopold Humberg. Er gibt Adelheid Bußkönning den Rucksack. Diesen bringt Adelheid zu Leopold und erhält aus Dankbarkeit einen alten Krug. 

Dieser Krug wurde von Adelheid Bußkönning (später verheiratetet mit Josef Daniels) und ihrer Familie immer in besonderen Ehren gehalten. Der Krug hatte einen besonderen Platz auf einem Schrank und den Kindern wurde immer wieder gesagt: „Ihrdürft da nicht dran! Das ist ein Stück, das irgendwann zurückgeben werden muss“. 

Frau Christel Eickholt – eine Tochter von Adelheid und Josef Daniels – stellt dem Humberghaus diesen Krug als Leihgabe zur Verfügung. 

Wenn man bedenkt, dass Hermann Kösters schon am 30.03.1933 mit den Nazis Probleme bekommt, weil er die SA vor dem Humberghaus fotografiert, ist die Tat von Adelheid Bußkönning und Johann Kruse Mitte 1941 erstaunlich mutig. 

Der Krug ist lt. Frau Dr. Roehmer vom Hetjens-Museum, Düsseldorf ein historischer Krug aus Steinzeug aus der Zeit um 1900 aus dem Westerwald. Es kommen die Firmen Hanke und Merkelbach als Hersteller in Frage. Sie schreibt weiter:  Es handelt sich um einen Krug, der auf den seitlichen Auflagen das Bierbrauen und Herstellen von Fässern thematisiert. Im oberen Feld steht der sechsstrahlige Bierstern, der Hopfen und Gerste verbindet. Im mittleren Feld sind eine Bierkanne und Werkzeuge zur Herstellung von Bierfässern vor einer Getreidegarbe und umgeben von Hopfen abgebildet. Im unteren Feld ist ein Schmuck - Pseudo - Wappen angebracht.“

Für uns ist also wichtig, dass es sich nicht um einen Davidstern sondern um einen Bierstern auf dem Krug handelt. 

Ferner schreibt Frau Dr. Roehmer:

„Denn auch wenn dieser Krug nicht zu den besten zählt, so waren die Steinzeugkrüge doch nicht ganz billig und gehörten zur bürgerlichen Ausstattung. Ein Arbeiterhaushalt hätte sich einen solchen Krug nicht leisten können. Krüge dieser Art wurden in ganz Deutschland verkauft, meist in Porzellan- oder Haushaltswarengeschäften. Eine Verbindung Ihres Leopold Humberg zum Westerwald läßt sich aus dem Besitz nicht ableiten. Vielmehr handelt es sich um ein typisches Ausstattungsdetail eines deutschen Wohnzimmers der Zeit um die Jahrhundertwende.“ 

Es kann noch spekuliert werden, wie Humbergs in den Besitz des Kruges gekommen sind. Einen kleinen Hinweis könnte die Postkarte aus Bad Neuenahr von Abraham Humberg an Familie Daniels 1926 geben. Bad Neuenahr ist ca. 50 km von Höhr/Grenzhausen, wo die beiden Hersteller ansässig waren, entfernt.