Coby (rechts) mit Ruth und Susan Muscovitch
Coby (rechts) mit Ruth und Susan Muscovitch vor der Vitrine mit Margot´s Brief und dem Silberlöffel

Am 31. Januar 2014 verstarb im niederländischen Nijmegen Coby Kwadijk-Breijer. Sie war für das Projekt „Geschichtsort Humberg“ eine sehr wichtige Zeitzeugin. Im Zusammenhang mit der Gestaltung des Hauses entwickelte sich eine ganz besondere Beziehung zum Heimatverein Dingden. Tief betroffen nehmen wir Abschied und möchten noch einmal die bewegende Geschichte der Coby Kwadijk-Breijer erzählen.

Margot Humberg (*1929) lebte seit Dezember 1933 mit ihren Eltern in Winterswijk und ging dort zur Schule. Es entwickelte sich eine tiefe und enge Freundschaft zu Coby Breijer. Anfang der 1940 er Jahre schenkte Margot ihrer Freundin zum Geburtstag einen kleinen Löffel, in dem ein „C“ eingearbeitet war.  Als die jüdische Familie während der deutschen Besatzung in Winterswijk untertauchte, blieb der Kontakt der Freundinnen bestehen. Im Juli 1943 schreibt Margot einen Brief an Coby um ihr zum Geburtstag zu gratulieren. Es sollte Margots letzter Brief sein, denn Ende Juli 1943 wurde die Familie entdeckt und ins Lager Westerbork gebracht. Weitere vier Wochen später wird Margot mit ihrer Familie ins KZ Auschwitz deportiert. Am Tag ihrer Ankunft am 03.Sept. 1943 wird sie mit ihren beiden Geschwistern und ihrer Mutter in den Gaskammern ermordet.

Die unfassbaren Grausamkeiten des Krieges finden für Coby ihren traurigen "Höhepunkt", als ihr Vater kurz vor Kriegende von einem Nazi erschossen wird. Ein Trauma für das junge Mädchen.

Im Zuge der Recherchen zu Margots Brief erhalten Uli Bauhaus und Hermann Ostendarp im Jahr 2010 die Anschrift Cobys in Nijmegen. Bei einer ersten Kontaktaufnahme überwiegen bei ihr verständlicherweise die Vorbehalte gegen Deutschland und alles was deutsch ist.

Trotz dieser schwierigen Umstände dürfen Uli Bauhaus und Hermann Ostendarp im Jahr 2011 Coby in Nijmwegen besuchen. Nach den Gesprächen und der Vorstellung des Projektes Humberghaus setzt bei Coby ein Wandel ein. Zur großen Überraschung erklärt sie den beiden Besuchern, dass sie Margots Brief und den Silberlöffel dem Heimatverein Dingden für die Ausstellung im Humberghaus schenken möchte. Im Juli 2011 reist die 81jährige zur Übergabe nach Dingden und überreicht die Ausstellungsstücke mit den Worten: "Der Brief ist jetzt zu Hause".

Zur Eröffnung des Humberghauses im Jahr 2012 reist Coby als Ehrengast noch einmal nach Dingden. Hier lernt sie in den wenigen Stunden die Verwandten von Margot Humberg kennen, die heute in Kanada leben. Susan Muscovitch, die Tochter von Ruth Muscovitch (geb. Humberg) veröffentlicht später in ihrem Reisebericht für die „Newsletter“ der jüdischen Gemeinde Congregation Etz Chayim in Winnipeg: “…Am meisten hat mich auf unserer Reise die Begegnung mit Coby Breijer bewegt…... Coby hat ihre beste Freundin und deren schreckliches Schicksal nie vergessen. Sie zu treffen, war für mich wie einer liebenswerten Tante zu begegnen, die mich schon lange kennt. Sie umarmte mich und steckte mir eine Brosche an mein Kleid, ein Familienerbstück. Ich trug diese Brosche als wir zwei Tage später Auschwitz besuchten – einen entsetzlichen Ort, der für mich viel emotionaler wurde mit den Geschichten über Margot, ihre Schwester Vera (10) und ihr Bruder Jacob (8), die alle drei in den Gaskammern von Auschwitz ihr Leben verloren.“

Die Mitglieder des Heimatvereins Dingden sind dankbar Coby Kwadijk-Breijer kennengelernt zu haben. Wir werden eine liebvolle und starke Persönlichkeit in Erinnerung behalten.